Freiwillige Feuerwehr der StadtLohmar
Unsere Einheiten: Lohmar, Breidt, Birk, Scheiderhöhe, Wahlscheid
Chronik
Aus der Zeit vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Scheiderhöhe 1927
In den vielen Jahrhunderten hiesiger Ansiedlungen und Sesshaftigkeit war die Feuergefahr eine unbeschreibliche Sorge und Plage unserer Vorfahren. Feuersbrünste waren oftmals ein hoher Preis, welcher dem ansonsten lebenswichtigen Element Feuer als Quelle für Licht und Wärme gezahlt wurde. Der Verminderung der Feuergefahren, dem vorbeugenden Feuerschutz und schließlich der zunächst genossenschaftlich organisierten Feuerbekämpfung galt die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und ihrer verantwortlichen Vorgesetzten.
In unserem ländlichen Gebiet waren fast ausschließlich Fachwerkhäuser vorhanden. Die Ausfugungen der Wände bestanden aus einem Gemisch von Holzstäben, Stroh und Lehm. Die Kamine wurden aus Eichenbrettern gezimmert und innen mit Pech verschmiert. Oft traf man offene Herdfeuer an, in deren Nähe Heu, Stroh oder Häcksel lagerten.
Um 1806 hatten im ehemaligen Bottamt Scheiderhöhe von 123 Wohnungen noch 92 Häuser Strohdächer. 23 Backhäuser waren mit Stroh eingedeckt. Gegen die Strohdächer und Holzkamine haben die Behörden sowohl im Herzogtum Berg, wie während der napoleonischen Besatzungszeit, erst recht unter der preußischen Verwaltung einen über hundertjährigen Kampf geführt. Dem "kleinen Mann" fehlten einfach die Mittel für die teuren, brandsicheren Pfannendächer und Steinkamine.
Man vertraute dem Glauben, Gebet, Gelübde. Auch Krankheiten, Epidemien hoffte man so fernzuhalten. Die meisten aus dem 18. Jahrhundert stammenden eingeschnitzten Türbalkensprüche sind beredte Zeugen dieser Notzeiten.
"Dieses Haus hat bauen lassen Johannes Better Küller und Siebila Catreinna Büchliche Hausleut. Su effert dis Haus steht in Gottes Hant Gott behüte es für Feuer und Brant. An Gottes Segen ist alles gelegen. Anno 1790 den 8. Jonnius."
Bei ausgebrochenen Bränden halfen sich bis weit ins 19. Jahrhundert die Honschaftsnachbaren tatkräftig untereinander. Lederne oder billigere aus Stroh geflochtene Feuereimer, Feuerhaken und Wasservorräte mussten bereit gehalten werden. Die Gemeinde Scheiderhöhe weist auf topographischen Karten um 1825 neben den natürlichen Weihern, Mühlteichen und Bachläufen etwas 6 bis 8 künstlich angelegten Brandweiher auf.
Während die Brandbekämpfung genossenschaftlich nach ungeschriebenen Gesetzen selbstverständlich war, gab es Regelungen im Interesse der Brandverhütung. Die sinngemäße Übertragung der Paragraphen 20 und 21 aus dem Lohmar Nachbarschaftsbuch und 1767 lautet:
"Es soll kein Nachbar kleine unmündige Kinder in die Nachbarschaft schicken, um Feuer zu holen, sondern nur erwachsene vernünftige Leute. Das Feuer soll in einem wohlverwahrten Geschirr geholt werden, bei einer Strafe von ... 6 Albus.
Jeder Nachbar soll alle Vierteljahre seinen Schornstein ausfegen und auch sonst wohl vorsorgen, dass kein Brand entsteht, wobei es den Nachbarn freisteht, darüber die Visitation (Kontrolle) vorzunehmen, bei einer Strafe von .. 40 Albus."
Kriegerische Einwirkungen überlagerten die durch Unglück, oft auch durch Nachlässigkeit (offene Feuer, leichtsinnige Lagerung von feuergefährlichen Material, Tabakrauchen in Stall, Scheune oder Wald, leichtentzündlicher, zu Staub getrockneter Viehdung in den Höfen etc.) verursachten Brandkatastrophen. Die am 30. Juni 1796 die Kirche und das Pfarrhaus Lohmar plündernden französischen Truppen hatten am 11. November 1795 in Broich bei Donrath verschiedene Häuser, darunter auch den Hof des Henricus Klein, eingeäschert.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die in der Folge große Bedeutung erlangende allgemeine freiwillige Feuerversicherung (Brand-Assekuranz) eingeführt. Eine Auflistung aller Gebäulichkeiten erfolgte. Die Häuser der Bürgermeisterei wurden durchnumerieret. Veränderungen, besonders Neu oder Anbauten, wurden laufend in sogenannten Mutationskatastern erfaßt. Die beitragsmindernde solidere Bauausführung insbesondere für Dächer und Kamine, blieb viele Jahrzehnte im Gespräch. Die größere Kontrolle sowie der Übergang des Feuerlöschwesens in die gemeindlichen Pflichtaufgaben hatte nachhaltig bereits mit der 1803 erlassenen "Landesherrlichen Feuerverordnung" begonnen, in welcher der vorbeugende Feuerschutz, die Feuerbekämpfung, die Verhaltensweisen und Ursachenuntersuchungen bei ausgebrochenen Schadensfeuer sowie das Verfahren des Alarmierens geregelt wurden.
Nach der Präfekturverordnung vom 27. Oktober 1810 waren drei Kompanien zu bilden.
Die erste hatte Spritzen, Löscheimer, Feuerhaken und sonstige Gerätschaften in der Verantwortung,
die zweite besorgte die Heranschaffung der Brandleitern und kümmerte sich um die Sicherstellung der Menschen, Tiere, Effekten,
die dritte verwahrte alle Gegenstände und hielt die Ordnung und Sicherheit während des Brandes aufrecht.
Brände der weiten, in der Gemeinschaftsnutzung stehender Wälder (Walderbenmark Lohmar, Altenforst bei Troisdorf und Altenrath) wurden wirkungsvoller bekämpft. Die in alten Waldprotokollen enthaltenen Bestimmungen, die gemeinschaftliche Hilfe aller Eingesessenen und Nutznießer betreffend, wurden verschärft. Beispielhaft schrieb der Maire (Bürgermeister) Franz von Gumpertz am 20. April 1812 an den Lohmarer Munizipalrat (verkürzt und sinngemäß):
"Gleich nach Empfang dieses Briefes ist die Gemeinde zu versammeln und ihr anzudeuten, dass es nun schon zweimal im Altenforst gebrannt habe, wobei vermutet wird, dass der Brand aus Bosheit angezündet worden ist. In Zukunft müssen alle Einwohner der dem brennenden Wald angrenzenden Kommunen auf Anforderung zum Löschen herbei eilen, gemäß Arikel 167 des kaiserlichen Dekrets vom 22. Juni 1811. Im Verweigerungsfalle wird der entstandene Schaden durch eine Geldstrafe geahndet.
Sobald sie von einem Brand in den Gebüschen Nachricht erhalten, ist gleich die Glocke zu schlagen, der Ort des Feuers anzugeben und die Bewohner zur schleunigen Löschung aufzufordern.
Gleichzeitung muss jeder, der von der Anstiftung zum Brande Kenntnis hat, Anzeige erstatten. Er ist, neben der Verschweigung seines Namens, einer Belohnung sicher.
Sie wollen diese Anordnung abzeichnen und dem Polizeiserganten Joseph Höndgesberg übergehen, der in der Kirche am Sonntag nach der Frühmesse und der hohen Messe die Verkündigung vorzunehmen hat."
Am 28. Februar 1820 gab der Sieglarer Glockengießer Georg Claren ein Angebot an die Samtgemeinde Lohmar über eine von ihm angefertigte Feuerlöschspritze ab. Die Spritze, welche von vier Mann getragen werden mußte, kostete 114 Taler und 11 Groschen. Die Höhe des Senkrechtwasserstrahls erreichte 60 bis 70 Zoll. (ca. 2 m)
Über die am 1. April 1822 in der südwestlich an Scheiderhöhe angrenzenden Gemeinde Altenrath durchgeführten Kaminkontrollen berichtete der Polizeidiener Stöcker über 16 schadhafte oder schlecht gebaute Kamine. In acht Fällen lagerte Viehfutter, Heu, Stroh, Häcksel und Flachs zu nahe am Kamin.
In der topographischen Karte der Gemeinde Lohmar vom 10. November 1822 ist auf der Parzelle 320, Flur III im Ort Lohmar, ein Spritzenhäuschen eingetragen, welches neben dem Lindchenswegekreuz dort noch um 1926 gestanden hat.
Es diente, wie vielfach anderorts, auch der tageweise Aufnahme von Arrestanten.
Nach 1830 wurden anstatt der Pfannendächer auch häufig die einfacheren Häuser mit Lehmschindeln gedeckt, die eine begrenzte bessere Sicherheit beim Schadenfeuer boten.
Weitere Hinweise über die gemeindlich organisierte Feuerbekämpfung erhalten wir aus folgenden Vorgängen:
Das Gebiet der Samtgemeinde wurde in mehrere Branddistrikte mit Distriktverstehern eingeteilt. Der Bürgermeister und die Beigeordneten hatten die Oberaufsicht.
Im vierteljährigen Turuns mußten alle Spritzen und Gerätschaften ausprobiert werden. 20 bis 30 junge kräftige Männer erhielten eine Ausbildung.
Für die Wartung der Geräte wurden Handwerker bevorzugt, wie Pumpenmacher, Schlosser, Schmiede, Schreiner, Sattler. Bei der Feuerbekämpfung spielten Zimmerleute, Maurer, Dachdecker eine wichtige Rolle.
In der ausgedehnten Samtgemeinde Lohmar waren nach der Anweisung der Königl. Reg. Köln aus dem Jahr 1839 die Spritzenmeister mit technischen Instruktionen zu versehen.
Die sechs Spezialgemeinden der Samtgemeinde Lohmar verwalteten eigenständig die Feuerlöschfonds. In den Hungerjahren 1847/48 entschloß sich der Bürgermeistereirat schweren Herzes, einen Teil dieses Fonds der Kommunalkasse vorübergehend zu entnehmen, damit die notleidende Bevölkerung mit Roggen und Saatkartoffeln versorgt werden konnte.
Am 6. Mai 1870 regte der Rheinisch-Westfälische Feuerverband die Errichtung freiwilliger Feuerwehren an. Bis 1883 besaßen aber im damaligen Siegkreis nur Siegburg, Oberkassel und Much eine freiwillige Feuerwehr, während 15 Gemeinden Fehlanzeige erstatteten, darunter waren auch Lohmar und Wahlscheid.
In der Zeit von 1885 bis 1916 wurden im Amte Lohmar "nur" rund 22 Brände registriert, wobei sich das verschwinden der gefährlichen Strohdächer wohltuend auswirkte. An den Löscharbeiten beteiligten sich infolge des Fehlens organisierter freiwilliger Feuerwehren teilweise auch die Krieger-, Kameradschafts- und später die Turnvereine.
Am 7. Juli 1896 beschloß der Gemeinderat Scheiderhöhe zusätzlich zur Verbesserung der Wasserversorgung der Schule einen Brandweiher in nächster Nähe der Kapelle anzulegen.
Im allgemeinen waren überregional mit freiwillig organisierten Feuerwehren die besten Erfahrungen gemacht worden, so daß diese Einrichtungen dort, wo die vorhanden waren, das größte Wohlwollen der vorgesetzten Behörden fanden. Für die Mehrheit der Städte und ländlichen Gemeinden mußten die Vorschriften für die Pflichtfeuerwehr verschärft werden.
Aufgrund des Gesetzes vom 21. Dezember 1904 wurde eine Feuerpolizeiverordnung über die Verpflichtung zur Hilfeleistung bei Bränden erlassen und die Gemeinden zur 'Ausfertigung von Ortsstatuten alle Einzelheiten der Hilfestellung der Einwohner enthaltend (Männer zwischen 16 und 50 Jahren), verpflichtet.
Die seit mehreren Jahrzehnten tätigen hauptberuflichen Schornsteinfeger waren zu einer viele Brände verhütenden wichtigen Einrichtungen geworden. Auch die überwachenden Behörden, wie Bau- und Gewerbepolizei sind hier zu nennen. Im neuen Jahrhundert mußten außerdem die Pflichtaufgaben der Städte und Gemeinden um den Katastrophenschutz, den Luft- und Umweltschutz erweitert werden.
In der früheren Gesamtgemeinde Lohmar und der Bürgermeisterei Wahlscheid wurden freiwillige Feuerwehren in
Birk vorübergehend 1909, schließlich 1932
Lohmar 1923
Breidt 1924
Scheiderhöhe 1927
Altenrath 1928
Wahlscheid 1929
gegründet, welche 1951 als Löschzuggruppen zur Amtsfeuerwehr Lohmar und mit Wahlscheid 1969 (Altenrath kam zu Troisdorf) zusammengelegt wurden.
Die Freiwillige Feuerwehr Scheiderhöhe von 1927 bis heute (Chronik)
In der am Sonntag, den 30. Januar 1927 in die Gaststätte Hugo Weeg vom Gemeindevorsteher Albert Wingen einberufenen Versammlung, an der auch der Kreisbrandmeister Medgenberg teilnahm, bekundeten die erschienenen Scheiderhöher Bürger ihren Willen, eine freiwillige Feuerwehr zu gründen. Insgesamt 25 Männer waren zur aktiven Mitarbeit bereit. Sie kamen aus den Ortschaften und Höfen Scheiderhöhe, Hammersch, Wielpütz, Reelsiefen, Höngesberg, Muchensiefen, Klasberg, Oberscheid und Schöpscherhof.
Als Erster Brandmeister wurde Schmiedemeister Josef Schillling, zu seinem Stellvertreter des Schaffner Josef Krämer berufen. Josef Dammig legte das noch erhaltene älteste Protokolbuch an.
Dieses und alle folgenden Protokollbücher wurden ausführlich, ehrlich, manchmal drastisch, aber stets aufschlußreich geführt. Ein Dank gilt den Schrift- oder Protokollführern!
Am 13. Februar 1927 wählte die erneut zusammengerufene Versammlung nach den allgemeinen Feuerwehrstatuen für sechs Jahre folgenden Vorstand:
Der Erste Brandmeister Schilling und Zweite Brandmeister Krämer sowie der Schriftführer Dammig wurden bestätigt und
Josef Boddenberg als Spritzenführer,
Peter Kreuzberg als Steigerführer,
Wilhelm Scharrenbroich als Zeugmeister in den sechsköpfigen Vorstand mit aufgenommen.
Nach der personellen Besetzung der Spritzen- und Steigerabteilung, die jeden ersten Sonntag im Monat zu einer Übung anzutreten hatten, stellten sich Gemeindevorsteher Albert Wingen, Hugo Weeg und Albert Lohausen zur Mitwirkung in der Ordnungsabteillung zu Verfügung.
Die Freiwillige Feuerwehr Scheiderhöhe hatte den bis heute sechzig Jahre währenden Weg erfolgreich angetreten.
Der Gemeinderat übernahm am 17. Februar 1927 für die Feuerwehr alle Beitrags- und Versicherungskosten sowie in der Sitzung vom 30. Mai 1927 eine Bürgschaft in Höhe von 1 6000 RM zur Absicherung der hohen Anschaffungskosten notwendiger Gerätschaften. Bald war die Mannschaft mit Schutzanzügen versehen und stattlich uniformiert. Sie konnte am 12. Juni um 10.30 Uhr vom Scheiderhöher Spritzenhaus zur Fahrt zum Kreisverbandsfest in Königswinter abmarschieren. Wichtig für die junge, noch unerfahrene Truppe war dabei das Kennenlernen moderner Alarm- und Feuerlöschtechnik. Doch bereits bei der Geschicklichkeitsübung am 28. August erreichen die Wehrmänner, trotz sehr zersplitterter Wohnlage in 8-15 Minuten nach dem ersten Alarmsignal das Spritzenhaus neben der Schule.
Der schnelle erzielte ehrgeizige Ausbildungsstand wurde allzubald auf ernste Proben gestellt. Im ersten Herbsthalbjahr brannte es
am 11. September in Schiffarth,
am 18. September in Scheiderhöhe und
am 23. Oktober in Kreuznaaf.
In allen diesen Fällen war die Ausdehnung der Schadensfeuer auf die angrenzenden Gebäulichkeiten verhindert worden. Der nächtliche Einsatz der Wehrmänner und die nachfolgenden teilweise längeren Brandwachen fanden so ihren besonders von den Betroffenen geschätzten Lohn.
Die Zusammenarbeit mit den freiwilligen Wehren von Lohmar und Breidt und so gut wir möglich mit den zu dieser Zeit noch bestehenden Pflichtwehren in Birk, Altenrath und Wahlscheid war unumgänglich. Überregionale Alarmübungen steigerten die Wirksamkeit des Schutzes sowie den mannschaftdienlichen technischen Wissensstand.
Und wo gemeinnützig gearbeitet wird, darf auch angemessen gefeiert werden. Die innere Kameradschaft war und blieb dabei wertvollste Maxime. Unsere Feuerwehr entwickelte sich zur maßgeblichen Trägerin kultureller heimischer Veranstaltungen. Familien- und Theaterabende, Kirmesfeiern, St. Martinszüge im Rahmen der Brauchtumspflege, Totengedenkfeiern und vieles mehr wurden geplant und verwirklicht. Stiftungsfeste Kreistreffen, Nachbarschaftsbesuche bei den umliegenden Feuerwehren runden das Bild über viele Jahre harmonisch ab.
Noch erwähnenswert ist die kommunalpolitische Aufgeschlossenheit der Feuerwehr. Allein drei Vorstandmitglieder waren um 1960 lange Jahre im Gemeinderat tätig.
Mit zahlreichen Theaterabenden erfreute die Feuerwehr unsere Dorfbevölkerung
durch viele Jahre
Eine besondere Feuerlösch- und Bekämpfungsmethode beanspruchten schon von altersher die in unserer Gegend besonders häufig vorkommenden Waldbrände. Das gute Zusammenwirken der Spritzen- und Steigerabteilung zeigte sich bei einem solchen am 16. März 1928 und später noch oft bei den großflächigen Schadensfeuern in der nahe liegenden Wahnerheide.
Die vielen, manchmal sorglos entfachten Feuersbrünste, aber auch Hochwasser, Sturmschäden und andere Unwetterverwüstungen bleiben hier im Einzelnen ungezählt! Die Bewohner der Ortschaften, Weiler, Einzelhöfe der Scheiderhöher Streugemeinde konnten sich bald auf ihre Feuerwehr verlassen, die zwischen den Schadensfällen ihre Aufgabe darin sah, einen hohen technischen und kameradschaftlichen Trainingsstand sicherzustellen. Das alte, stets gültige Leitwort:
" Gott zur Ehr - dem Nächsten zur Wehr "
wurde auf der Scheiderhöhe in Taten umgesetzt.
Im August 1928 beschloß die Mitgliederversammlung die Gründung eines eigenen Tambokorps unter der Leitung von Robert Blum. Instrumente wurden angeschafft und aus der Vereinskasse bezahlt. Ein Erfolg stellte sich in erstaunlich kurzer Zeit ein. Der nicht ungewöhnliche Preis für das musikalische Können dieses Korps war die Beachtung seines anhaltenden und 1966 zur Eigenständigkeit und weiteren, bis heute anhaltenden Leistungen führenden Selbstbewußtseins, was wir hier wohlwollend feststellen dürfen. Ab 1929 war das Tambokorps bei allen entsprechenden Veranstaltungen dabei. Sein erster Auftritt erfolgte in Begleitung des Löschzuges am 2. Juni 1929 beim Kreisverbandsfest in Menden.
Ein weiterer Anlaß für den festlichen Auftritt der Löschmannschaft und des Tambpkorps gemeinschaftlich mit den anderen Vereinen bot sich am 13. Oktober 1929 anläßlich des 60. Stiftungsfestes des Kamaradschaftlichen Vereins Scheiderhöhe und der Einweihung des Gedächtnisstätte für Kriegsgefallene.
Brandmeister Schilling nahm Ende 1929 infolge Ortsveränderungen seinen Abschied, so dass ab 1930 Josef Krämer das Amt des Ersten Brandmeisters und Willi Scharrenbroich das des Stellvertreters übernahm. Nach kurzer Zeit erfolgte ein weiterer Führungswechsel. Am 4. März 1931 bestätigte der Gemeinderat die Wahl des neuen Ersten Brandmeisters Heinrich Faßbender.
Die im Oktober 1930 durchgeführte Schulübung mit einem angenommenen Feuer des Schulhauses ( die Siegburger Motorspitze wurde demonstrativ eingesetzt und das Wasser aus einem künstlich angelegten Brandweiher unterhalb des Friedhofes gepumpt), hatte bereits unter der Leitung des Zweiten Brandmeisters Wille Scharrenbroich gestanden. Ebenso dirigierte er die Vorbereitung des ersten, am 10. Novembr 1930 durchgeführten St. Martinszuges und -feuers, denen noch viele weitere, die Kinder und Eltern begeisternde St. Martinsveranstaltungen folgten.
Nach dieser etwas ausführlichen Schilderung der vier Anfangsjahre beschränkten wir unsere Chronik in der Folge auf die herausragenden und für die Freiwillige Feuerwehr besonders wichtigen Ereignisse:
1931 - 1932
In der obengenannten Gemeinderatssitzung vom 4. März wurde ein grundsätzlicher Beschluß erfaßt, der die nachhaltige Verbesserung des Feuerlöschenwesens beinhaltete. Im Einzelnen wurde die Alarmeinrichtung, die aus Brandhörnern bestand, um eine 1932 auf dem Kirchturm installierte elektrische Sirene erweitert. So konnte das Zeichen des Feueralarms auch in den entlegeneren Orten und Tallagen eher wahrgenommen werden.
Die Anschaffung einer Motorspritze sollte 1933 erfolgen und der Bestand an Saug- und Druckschläuchen erweitert werden.
Ein wichtiger Schritt zur wirkungsvollen Bekämpfung künftiger Schadensfeuer war mit der Planung und Herrichtung künstlicher Brandweiher getan worden. Wie schon die Hornschaftensnachbaren in früheren Jahrhunderten, beteiligten sich die Bewohner an den umfangreichen Ausschachtarbeiten.
Das Übungsprogramm der Wehr wurde um die Sanitäts-, Gas- und Luftschutzausbildung erweitert.
1933 - 1945
Nach der rechtzeitigen Renovierung des Spitzenhauses konnte in einem feierlichen Akt die moderne neuer Motorspritze am 30. August 1933 in Pützrath übernommen werden. Ortsvorsteher Wingen sprach die rechten Worte zur bedeutsamen Stunde.
Politisch war die Zeit des sogenannten "Dritten Reiches" angebrochen. Wie so vieles, erfuhr auch die freiwillige Feuerwehrbewegung einen von "oben" eingeleiteten organisatorischen Umbruch. Nach monatelangem Stillstand informierte am 5. August 1934 der neuernannte Erste Brandmeister Karl Faßbänder die Wehrmänner über die Neuordnung der Wehren. Die Selbständigkeit unserer Feuerwehr war beendet. Scheiderhöhe bildete einen Löschzug im Rahmen der freiwilligen Feuerwehr des Amtes Lohmar, welche der Feuerpolizei unterstellt war. Neue Uniformen wurden verpaßt. Lehrer Hermann Land aus Altenrath übernahm die Gesamtleitung der Amtsfeuerwehr als Wehrführer.
Hier sei eingeführt, dass sich zum zurücktretenen alten Brandmeister Heinrich Faßbender, der Ehrenbrandmeister wurde, weiterhin ein gutes Verhältnis erhielt.
Die Akrivität der Wehr nahm zunehmend einen exerziermäßigen Charakter an. Nach einem Propagandaumzug durch Lohmar hörten die Wehrmänner am 17. September 1934 im Saal Schnitzler die Rede des Reichsfeuerwehrführer als Rundfunkübertragung.
Die folgenden zehn Jahre bis 1945 zusammenfassenden, kann festgestellt werden, dass sich die lokalen Wehren immer mehr als vormilitärische Organisation verstanden. Ein bisher unbekanntes Wirkungsfeld boten die vielen Schäden der ab 1940 einsetzenden heftigen gegnerischen Luftangriffe. Das schreckliche Geschehen hielt unsere "Feuerwehr" auf der Scheiderhöhe in ständiger Bereitschaft sowie im häufigen Einsatz. Da die jahrelang geübten und mit der Technik vertrauten Wehrmänner fast ausnahmslos draußen im Felde ihren Soldatendienst ableisteten, erfüllten während der Kriegsjahre etwa 20, ab 1944 dienstpflichtige Mädels die harten Aufgaben der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes.
1941 hatte der 42jährige Wilhelm Schwindt den Posten des Ersten Brandmeisters übernommen, den er zehn jahre bis 1951 beibehielt.
Die weibliche Feuerwehr
mit Wilhelm Schwindt (links) und Wilhelm Scharrenbroich
Das endlich im Mai 1945 mit der bedingungslosen Kapitulation besiegelte Kriegsende, unserem dezimierten Volk ein Chaos hinterlassen, war auch an der Feuerwehr und ihren Einrichtungen nicht spurlos vorüber gegangen. So hieß es für die heimkehrenden Wehrmänner erneut einen Anfang finden und Hand anlegen.
1946 - 1947
Der Wiederaufbau unter der Leitung von Brandmeister Wilhelm Schwindt und seinem Stellvertreter Wilhelm Scharrenbroich hatte im Jahr 1946 einige Fortschritte gemacht. Die von den englischen Besatzungsgruppen mitgenommene Motorspritze wurde durchdeine halbwegs funktionierende Spritze ersetzt.
Sorgen bereitete der alte, viel zu viel Benzin verbrauchende "Horch"-Feuerwehrwagen.
Die Dienstgespräche drehten sich vorwiegend um Teibstoffzuteilungen, Heizmaterialmangel, Lebensmittelzusatzrationen, Uniformaustausch, Tabak- und Alkoholbeschaffung, kurz um improvisierte Maßnahmen gegen die finstersten Auswünsche dieser Rationierungs- und Tauschhandelszeiten.
Trotz allem erwarteten Bevölkerung, Behörden und Besatzungsmächte von der Feuerwehr uneingeschränkten Einsatz. Kranke wurden transportiert, Notstege repariert. In der Wahnerheide mußten etwa 13 Großbrände bekämpft werden. Dort gab es infolge detonierender Granaten Tote und Verletzte. Glücklicherweise wurde unsere Wehr dabei verschont.
Im von Kriegsschäden gezeichneten Saal Trimborn wurde das 20. Stiftungsfest am 20. Juli 1947 in bescheidenem Rahmen gefeiert. Tannengrün verdeckte die baulichen Mängel des Raumes. Die Versammelten mit dem neugewählten Amtsbürgermeister Hein und Ortsbürgermeister Jansen waren leicht zufriedenzustellen.
Auch ein St. Martinszug fand am 12. November 1947 wieder und in vielen folgenden Jahren seinen Weg zum lodernden Holzstoß, der dieses Mal bei Wielpütz aufgestapelt war. Die Kleinen löschten nachher ihre teilweise selbst gebastelten Fackeln, um im Saal die Kostbarkeit eines 250 Gramm wiegenden "Weckens" in Empfang zu nehmen. Unschuldige Kinder freuten sich und die schwergeprüfte Bevölkerung faßte langsam wieder Hoffnung, Tritt. Die Feuerwehr, wie schon zwei Jahrzehnte lang, half dabei!
1948 - 1951
Am 13. März 1948 trafen sich die Brandmeister der Wehren von Lohmar, Altenrath, Breidt, Birk und Scheiderhöhe. Eine Resolution, gerichtet an den Oberbrandmeister Lützenkirchen mit der energischen Forderung für mehr Mitspracherecht in allen Belangen der Löschgruppe, wurde erfaßt.
Am 4. Mai 1948, dem St. Florianstag, wurde nach dem gemeinsamen Kirchgang auf alte, bewährte Bräuche und konfessionelles Glaubensgut zurückgreifend, die Feuerwehrgeräte gesegnet.
Eine installierte Schlauchtrockenwinde erleichterte den Wehrmännern das Aufhängen der benutzen Schläuche.
Unser Tambourkorps spielte am Kirmesfest 1950 erstmalig wieder mit jungen Musikern und altem Können.
Die 13jährige Protokollführung ( 1951 - 1964 ) des unvergessenen Jossef Völkerath war besonderns farbig, direkt und volksnahe. Auf seiner sechsten Seite hinterläßt er folgende (leicht angeänderte) Probe seines Könnens.
Am 22.5.1951 war die Feier der Diamanthochzeit des Ehepaares Ludwig Lagier. Am Vorabend bewegte sich ein Fackelzug von der Scheiderhöhe zum Heppenberg. Die Teilnehmer waren das Tambourkorps, der Kirchenchor, die Feuerwehr und viele Bürger. Nach den Glückwünschen, Gedichten und Gesängen war die Feuerwehr dabei, ein sehr beeindruckendes Feuerwerk abzubrennen; als eine laute Stimme mit dem Ausdruck "... (bekanntes Götz v. Berlichingen-Zitat) meng Pief es fott"! " Da wir alle Männer sind ( meinte Josef Völkerath) kann ich den Ausdruck ins Protokoll übernehmen.")
Was hatte sich zugetragen?
Die Raketen auf Pfählen befestigt oder in der Erde steckend, klemmten oder flogen schief. Der schlaue Kamerad Peter Schneider hatte eine Rakete in seiner Pfeife gesteckt. Als der Zündsatz brummte, dem Peter noch eine Nachbarrakete an der Nase vorbeizischte, ging die seine auch hoch, leider mit der Pfeife. Leichenblaß mit schlotternden Knien blieb ihm nur der Trost: "Och et woe nue en aal."
Der Kamerad Josef Siebertz, ein alter Fuchs, hatte unweit vom Ort des Geschehens "de Pief weddejevonge". Das am Mundstück keine Zähne hafteten verdankte Peter Schneider dem glücklichen Umstand, dass er die Pfeife einen Augenblick lang in der Hand gehalten hatte."
Das Jahr 1951 brachte die zum Teil heftig diskutierte, doch schließlich vernünftige Bildung der Amtsfeuerwehr. Scheiderhöhe wurde, wie alle anderen lokalen Wehren, eine Löschgruppe innerhalb des weiter auf Freiwilligkeit basierenden Verbandes. Unser Brandmeister Wilhelm Schwindt wurde, vom Vertrauten aller Wehrführer getragen, Amtswehrführer.
Die Jahreshauptversammlung wählte am 19. April 1951 für den scheidenden Wilhelm Schwindt Wilhellm Scharrenbroich zum Ersten und Peter Kreuzberg zum zweiten Brandmeister.
Ein weiteres besonderes Ereignis war die Überführung des für 1580 DM von der Landesfeuerwehrschule Warendorf gekauften Feuerwehrautos Marke "Steyr".
1952 - 1963
Auf dem 25. Stiftungsfest am 20. Juli 1952 gedachte man, wie in allen Jahren, der Toten.
Des weiteren konnten die fünf noch aktiven Gründungsmitglieder besonders geehrt werden. Sie waren tatkräftig und lernfreudig nachrückenden jüngeren Wehemännergeneration ein würdiges Bild.
Am 24. April 1955 erhielt unsere Löschgruppe eine technisch fortschrittliche neue Motorspritze und zwei Jahre später eine stärkere Alarmsirene.
Nach dreijähriger Wartezeit entstand 1959 das neue Feuerwehrgerätehaus. Nach dem Richtfest am 28. November konnte am 24. Juli 1960 die Einweihung stattfinden. Neben der gesamten Wehr freute sich ganz besonders der Ortsbürgermeister Peter Hover, der beträchtlichen persönlichen Anteil am Gelingen des neuen Bauwerks hatte. Die Wehrmänner selbst waren mit großen Eigenleistungen hervorgetreten. Diese Anerkennung sollte auch den Frauen zukommen, welche bei vielen Gelegenheiten mithalfen.
Für den aus Altersgründen zurückgetretenen Wilhelm Schwindt übernahmen
1962 Theodor Schopp,
1969 Helmut Mylenbusch,
1972 Willy Höndgesberg,
1977 Helmut Fuhrmann,
1979 Gerd Kremer den Posten des Amtswehrführers.
1964 - 1977
In der Jahreshauptversammlung am 9. Februar 1964 stand ein Vorstandswechsel an. Heinrich Boddenberg wurde für Hans Faßbender stellvertretender Brandmeister, Johannes Völkerath für Josef Völkerath Schriftführer.
Im gleichen Jahr wurde ein leistungsfähiges neues Luftschutzfahrzeug Marke "Magirus" nach hier stationiert, welches höhere technische Ansprüche an Fahrer und Mannschaft stellte. Am 17. Juli 1965 fand die Fahrzeugweihe statt. Außer den Fahrzeugen besaß die Löschgruppe Scheiderhöhe nunmehr zwei moderne Motorspritzen. In Lehrgängen erwarben sich vor allem die verantwortlichen Brandmeister das erforderliche vielseitige Wissen, das den jüngeren Kameraden in Zahlreichen Übungsstunden weiter vermittelt wurde. Und immer stand Geschicklichkeit und Schnnelligkeit in der Bedienung des komplizierten Geräts als Ausbildungsziel ganz vorne.
Im Jahr 1966 konnte das Tambourkorps nach einer künsterisch musischen Pause wieder seinen rhythmisch-musikalischen Teil beitragen. Im folgenden Jahr wurde das 40. Stiftungsfest der Feuerwehr durch das Traditionskorps, allen vernehmbar, festlich mitgestaltet.
In der Jahreshauptversammlung am 28. Januar 1967 war Brandmeister Wilhelm Scharrenbroich als letzter der alten Gründergarde zurückgetreten. Mit dem neu gewählten Ersten Brandmeister, seinem Sohn Hans Wilhelm Scharrenbroich, vollzog sich zunehmend der Übergang der Feuerwehrführung auf die jüngere Generation. Die anwesenden drei Gründungsmitglieder Wilhelm Schwindt, Wilhelm Scharrenbroich und Josef Siebertz wurden für 40 Jahre aktiven Dienst besonders geehrt..
Am 20. Juli 1968 feiert das Tambourkorps gemeinsam mit der Löschgruppe sein 40 jähriges Bestehen. Mehrere Gastkorps zeigten mit dem Jubilar ihr hohes musikalisches Können. Die Feuerwehr bedankte sich mit dem Geschenk einer klingend glitzernden Lyra.
Der Zweite Brandmeisterposten wechselte von Heinrich Boddenberg 1972 auf Helfried Joisten und 1973 auf Ulrich Hartstock. Im Jahr 1978 übernahm Klaus Boddenberg dieses Amt.
Beim 50jährigen Stiftungsfest, wechselte 1977 drei Tage, vom 24. - 26. Juni, gefeiert wurde, konnte als einziger noch lebender Gründer Wilhelm Scharrenbroich begrüßt und geehrt werden. Vier um die Feuerwehr verdiente Veteranen hatte man in den letzten Jahren in schneller Folge mit allen Ehren zu Grabe getragen.